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Signals in Disguise


  • Nina Mielcarczyk Käthe-Kollwitz-Straße 13 04109 Leipzig Deutschland (Karte)

17. September - 29. Oktober

Carina Brandes | Thoren Eggers | Lena von Goedeke

Die drei Künstler:innen Carina Brandes, Thorben Eggers und Lena von Goedeke, die in SIGNALS IN DISGUISE aufeinandertreffen, haben „das neue Licht, eine neue Sonne” lange kommen und gehen sehen, welche die Spätromantiker (in deren Tradition sie sich wiederfinden) einst noch prophezeiten. 

Mit den Spätromantikern verbindet sie, ganz unabhängig von Schulen und Stil, ihr Entdecker-Typus, ihr Hang zur suggerierten Erzählung. Es ist ein Schwanken zwischen Erhabenem und Gräßlichem, das sie zu: „Virtuosen durch und durch, mit unheimlichen Zugängen zu allem, was verführt, lockt, zwingt, umwirft, geborene Feinde der Logik (macht)".¹ 

Diese gemeinsame Spur steht im Konflikt mit ihren postmodernen Affinitäten für Technik und Stil - bspw. politische Motivationen, Selbstreferenzialität, konzeptionelle Verfremdung - die einen intellektuellen Widerstand zu der romantischen Wurzel schaffen. Die neue Sonne“ wird zerschnitten, angeordnet, verschleiert und in ihrer Abwesenheit präsentiert, anstatt ein Synonym für Gott zu werden. 

Dieser Kontrast findet sich in Thorben Eggers utopisch-idyllischen Landschaften, die durch abstrakte Nachahmungen von eines Handydisplays im Vordergrund des Gemäldes verzerrt vorgefunden werden. Seine jüngste Technik, das Abmalen digital generierter Räume, fällt in eine ähnliche, lediglich richtungswechselnde Manier. 

Sein technischer Ansatz scheint oberflächlich erst unvereinbar mit Carina Brandes Fotografie, in der sie dunkle, surreale Visionen halb-verblichener Träume und vagen Verfalls heraufbeschwört. Wo Eggers an Flächen und Linien interessiert ist, wendet sich Brandes zum Körper und der Figur, selbstinszeniert per Selbstauslöser ihren nackten Körper in arkanen Posen, die gerne historische Bezüge in ihrem ungewöhnlichen, cinematischen Framing verbergen (Atlas und Sisyphus bspw.). Hier zeichnet sich die Suche nach einer unmöglich gewordenen Sehnsucht ab, die Eggers, Brandes und auch Goedeke miteinander verbindet. 

In dem gegenständlichen Denken der Bildhauerin Lena von Goedeke wird dieser innere Konflikt von Sehnsucht und Schlichtung schließlich an die Oberfläche gebracht. So gießt von Händen, die beinahe behütend Handyschutzhüllen halten und bestickt Handtücher mit Newstickern – Das Beschützte und Zierende sind hier, wenn nicht schädliche, zumindest ambige Informationsmedien. Diese Spannung zwischen Sinnlichem und (Digital-) Fraktalem spiegelt die westliche Dissoziation von unserer Umwelt. 

Von Goedekes Kunst scheint sich unserem paradoxen Ausgeliefertsein gegenüber der Natur bewusst, dem Desinteresse der Mutter aller Katastrophen den Menschen gegenüber, sowie unserer Abhängigkeit von ihr – ganz ähnlich wie die (Spät) - Romantiker vor ihr. 

Vielleicht plädiert Sie deshalb für Schlichtung. 

Das finale Zugeständnis der Drei an die Romantik und an krude Schönheit ist zu formulieren als ihr geteilter Wille zur Willensschaffung - Kunst um des Lebens Willen. Doch anders als noch bei Eugène Delacroix oder Stendhal gibt es keine Zukunft mehr, die sie vorausnehmen könnten. 

So wird das rein Suchende zum künstlerischen Konsens, nach etwas, indem der nutzlose Intellekt der Welt nicht mehr bis in die Augen zieht - Kein Suchen-Finden, keine Frage-Antwort mehr. Bis alles vermischt und fusioniert vor den Betrachtern liegt und Schimmer der Ewigkeit erhascht werden können, wie die Sonne im Meer. 

Text: Fredi Thiele 

¹ Nietzsche, Friedrich. Jenseits von Gut und Böse, Vorspiel einer Philosophie der Zukunft. Aphorismus 256. (1886)

Nina Mielcarczyk

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